Für einen Perfektionisten gibt es nichts Erstrebenswerteres, als Lob und Anerkennung für seine Leistung zu erhalten. In meiner Arbeit mit Perfektionisten sind mir bisher drei Verhaltensmuster begegnet, über die sich Perfektionisten ihren „Anerkennungsschuss“ holen. Aber wie beim Drogenkonsum bleibt, ein bitterer Nachgeschmack.
Die Leistung wird auf die Bühne gestellt und von allen Seiten beleuchtet, damit diese von jedem gesehen wird. Selbst wenn das Interesse bereits erloschen ist, wird die Leistung, zur Langeweile der anderen, immer wieder hervorgehoben.
Der Perfektionist erbringt eine Leistung und wartet auf das Lob aus seinem Umfeld. Er ist zu stolz, um seine Arbeit hervorzuheben. Vielmehr erwartet er von seinem Umfeld, dass es seine perfekte Arbeit und seine Genialität erkennt und von selbst anspricht. Ein Einfaches „gut gemacht“ ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein, der den Anerkennungsdurst noch nicht einmal im Ansatz löscht. Es sorgt vielmehr für Unzufriedenheit.
Die eigene Arbeit wird schlecht geredet, damit das Umfeld die Möglichkeit hat, mit Lob und Komplimenten gegenzusteuern. Was auf der einen Seite wahre Streicheleinheiten für den Perfektionisten sind, zerstört auf der anderen Seite durch das eigene ständige Herabwürdigen der eigenen Leistungen das Selbstwertgefühl.
Das ständige Streben nach Lob und Anerkennung entsteht aus einem Mangel heraus, der den Perfektionisten in eine Abhängigkeit treibt. Leider ist diese Abhängigkeit lediglich eine Scheinsicherheit. Denn bleibt die Anerkennung aus, bricht das Sicherheitskonstrukt zusammen.
Und da ein Perfektionist nie genug Lob und Anerkennung bekommt, vor allem nicht von den Menschen, von denen er es gerne hätte, ist er auch selbst nicht in der Lage die Leistung anderer anzuerkennen. Er wird bei anderen immer einen Fehler finden und diesen auch unverblümt benennen oder subtil in die Beziehung einfließen lassen.
Aber wie kann sich ein Perfektionist nun aus diesem Teufelskreislauf lösen?
Eine Möglichkeit ist, seine Konzentration lediglich auf EINE Aufgabe zu richten, ein eventuelles Scheitern als Option mit einzukalkulieren und ohne einen Seitenblick auf ein mögliches Lob die Aufgabe anzugehen.
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